Tourenprogramm

PDF-DokumentWegleitung für Tourenanmeldung

Aarbiwak "chumm mit"

Im Schatten der grossen Berner

Unsere Tour zum Aarbiwak begann in Sommerloch, wo die gigantische Baustelle der Staumauer uns noch einmal an die Zivilisation erinnerte, bevor wir auf den Weg Richtung Lauteraarhütte aufmachten. Fritz, Sabrina und ich marschierten los.
Sabrina, die sichtlich erkältet war fühlte sich leider mit zunehmender Distanz immer schlechter. Kurz bevor wir den Gletscher betraten, fällte sie die schwierige und noble Entscheidung, auf dem Hüttenweg umzukehren. Die Tour war somit für sie schon zu Ende, bevor sie richtig angefangen hatte. Solche Entscheidungen fallen immer schwer, aber gerade im Bergsport ist es richtig und wichtig, vernünftig und defensiv zu handeln und sich auszuklinken, solange der Rückweg noch aus eigener Kraft und ohne Risiken bewältigt werden kann.

So machten sich Fritz und ich alleine auf, die von Steinen, Schutt und Eis dominierte Moränenlandschaft zu erkunden. Das Wetter spielte mit: sonnig, warm, fast schon zu schön, um wahr zu sein. Der Weg zog sich durch endlose Steinfelder, und oft war es eine Herausforderung, zwischen den Moränen, die die Sicht einschränkten, den besten Pfad zu finden. Doch die Mühe lohnte sich, denn wir wanderten im Angesicht den Berner Viertausendern und direkt am Fusse der gewaltigen Finsteraarhorn-Nordwand entlang.

Nach neun Stunden Marsch im Aarbiwak angekommen, erwartete uns einfache, aber überraschend komfortable Gemütlichkeit. Es gibt dort weder Internet noch unbegrenzt Strom, nur ein Radio hält den Kontakt zur Aussenwelt – und das fühlte sich in dieser abgeschiedenen Umgebung genau richtig an. Nach einem warmen Essen entspannten wir uns und genossen zunächst die Stille der Berge, die ab und zu von einem Rumpeln des abbrechenden Strahleggletschers zerrissen wurde.

Der Abend brachte dann noch eine Überraschung: Ein italienisches Pärchen, schwer bewaffnet mit Eisschrauben, Karabinern und Bandschlingen, tauchte auf. Sie waren offensichtlich bereit für ihre erste Gletschertour und voll ausgestattet für jede erdenkliche Herausforderung.

Am nächsten Morgen, nach einer ruhigen Nacht, machten wir uns gestärkt auf den Rückweg. Der "Leiterliweg" hoch zur Lauteraarhütte wartete mit 200 steilen Höhenmetern an Leitern auf uns, aber auch diese letzte Herausforderung meisterten wir ruhig und konzentriert. In der Lauteraarhütte angekommen, gönnten wir uns Sauren Most und Kuchen mit Nydle – eine schmackhafte Belohnung nach so einer Tour.

Diese Tour war eine Alternativtour fürs «Chumm mit»-Projekt zum Bivouac de l'Aiguillette à la Singla, das wir versuchen werden, nächstes Jahr durchzuführen. Ich kann diese Tour allen wärmstens empfehlen, sie sich auch einmal in die totale Abgeschiedenheit der faszinierenden Gletscherwelt vorwagen wollen!